Unser Fohlen “Beipackzettel“

Zuerst einmal möchten wir euch ganz herzlich zum neuen Familienmitglied gratulieren und wünschen euch eine tolle Kennlernzeit!

Wir möchten euch in diesem Schreiben einige Erfahrungswerte mitgeben, die wir in all den Jahren der Fohlenvermittlung gesammelt haben.

Natürlich kann es in manchen Punkten aufgrund unterschiedlicher Charaktere der Fohlen, auch zu unterschiedlichen Resultaten kommen.

Macht euch da bitte keinen Stress! Nicht jedes Fohlen gleicht dem anderen und manche benötigen einfach mehr Zeit.

Training :Noriker/Haflinger sind lernwillige Pferderassen. Sie sind neugierig und machen meistens "jeden Quatsch" mit.Doch sollte man eine mögliche Überlastung in so jungen Jahren vermeiden. Fohlen/Jungpferde haben eine beschränkte Aufnahmefähigkeit. Deshalb sollten Trainingseinheiten individuell an das Fohlen/Jungpferd angepasst werden. Für uns versteht es sich von selbst, dass Jungpferde bis 2 Jahren nicht longiert, gesattelt und schon gar nicht geritten werden.

 Grundsätzlich empfehlen wir, das Einreiten erst ab dem 4. Lebensjahr zu beginnen. Besonders Noriker sind Spätentwickler und ihre Wachstumsfugen schließen sich sehr spät. Fazit: Wer lange etwas von seinem Pferd haben möchte, vermeidet Überforderungen und lässt den Fohlen ihre Kinderstube. PSSM Leider kommt es bei den Norikern häufig zu PSSM (Polysaccharid-Speicher-Myopathie). Dieser ist angeboren und wird von den Eltern vererbt.

 

PSSM beim Pferd ist eine Muskelerkrankung, bei der sich Polysaccharide in großen Mengen in die Muskulatur anreichert. Bei optimaler Haltung und Fütterung (Offenstall + 24/h Heu ad l.) kommt es in den allermeisten Fällen zu keinen Beschwerden. Im Internet und bei Facebook (Gruppe: PSSM, Ernährung und Gesundheit) findet ihr viele Tipps, um sein Pferd gesund zu erhalten. Das hört sich nun alles ziemlich schlimm an, aber grundsätzlich gilt: PSSM ist kein Todesurteil und viele Pferde leben ihr ganzes Leben lang symptomfrei und laufen teilweise im Hochleistungssport!

Fütterung und Haltung :Noriker und Haflinger vereint eine Leidenschaft: der Hunger!!! Deswegen sollte Heu auch 24h/d angeboten werden. Grade im Wachstum vernichten bereits die kleinen Fohlen Massen an Heu. Dies sollte man sich beim Kauf bewusst sein. Auch erwachsene Noriker benötigen, gemessen an ihrer Größe und dem Gewicht, natürlich mehr Raufutter als Warmblutpferde.

Es gab bereits Noriker, die regelrecht bösartig wurden, weil sie zu wenig zu fressen bekamen. Gleiches gilt für den Auslauf. Noriker und Haflinger, und ganz besonders Fohlen, sind nicht dazu geboren um in Boxenhaltung zu verkümmern.

Fohlen/Jungpferde gehören nach draußen, gerne im Offenstall (auch nachts). Sie benötigen Umweltreize, ausreichend Platz um ihre Muskulatur aufzubauen und Spielkameraden. Letzteres müssen übrigens nicht zwingend andere Fohlen sein. Auch erwachsene Pferde spielen oftmals sehr gerne.

Impfungen + Entwurmung : Grundsätzlich sind unsere Vermittlungsfohlen nicht geimpft.

Die offizielle Empfehlung der StIKo Vet ist die Impfung gegen Tetanus, Influenza und Herpes im Alter von sechs bis 8 Monaten. Wann das Fohlen idealerweise geimpft wird, hängt aber auch vom Impfstatus der Mutterstute ab.
Einige Fohlen sind zum Transportzeitpunkt aber bereits schon 7.-8. Monate alt wieso wird dann nicht schon beim Züchter geimpft? Dies möchten wir euch erklären. 

Der Transport (s.a. Punkt "Transport") erschöpft die Fohlen und teilweise reagiert das Immunsystem. Fieber, tränende Augen oder Husten können nach so einer langen Reise leider auftreten.

Deshalb wäre es fatal, die Fohlen kurz vor dem Transport noch zu impfen. Denn jede Impfung geht bekannterweise auf den Kreislauf.

Ganz wichtig ist es, sein Fohlen nach der Ankunft gut zu beobachten und ggf. auch mal Temperatur zu messen.

Hier ist Vorsicht, die Mutter der Porzellankiste.

Achtet auch darauf, ob die Milchmäulchen ausreichend trinken. Manche Fohlen erleiden einen kleinen Schock und vermissen ihre Herde und besonders die Mama. Da kann es möglich sein, dass sie das trinken einstellen und dehydrieren. Unsere Empfehlung zum Thema impfen ist somit, die Kleinen erstmal einige Tage ankommen zu lassen und gut zu beobachten.Erst danach impfen.

Zum Thema Entwurmung ist folgendes zu sagen: Grundsätzlich verpflichten sich unsere Züchter, die Fohlen zu entwurmen. Aber unsere Erfahrung zeigt, dass es kein Fohlen gibt, dass zu 100% Wurmfrei ist. Somit empfehlen wir einige Tage nach dem Transport die Fohlen zu entwurmen.

Zur Dosierung gibt es verschiedene Meinungen. Einige empfehlen die Wurmkur auf 5 Tage aufzuteilen, andere geben sie in voller Dosis. Sprecht notfalls mit eurem Tierarzt, wie ihr vorgehen sollt.

Aber bitte keine Entwurmung in den ersten 24 Stunden nach einem Transport.

Salzleckstein: Im ersten Jahr bitte keine Salzlecksteine dem Fohlen anbieten,es drohen sonst starke Durchfälle.

Transport: Grundsätzlich verkraften die Fohlen die lange Fahrt sehr gut. Dennoch ist es für sie anstrengend und es kann ggf zum herunterfahren des Immunsystems kommen. Wie oben beschrieben, solltet ihr die Fohlen gut beobachten.

Für die erste Nacht MUSS eine gesicherte Box/Unterbringung gewährleistet werden.

Ein "reinschmeißen" in die bestehende Herde und dies womöglich auch noch nachts, ist absolut fahrlässig.

Unser Transporteur ist dazu angehalten, kein Fohlen im Dunkeln auf einer Weide zu übergeben. Zu dem benötigt das Fohlen einen sicheren Rückzugsort in den ersten Stunden, um sich orientieren zu können.

Die Trennung von der Herde, andere Fohlen auf dem Transport, neue Gerüche/Geräusche, die lange Fahrt…. Das alles ist ganz schön aufregend für die kleinen Fohlenherzen. Gönnt ihnen also die Zeit die sie brauchen, um richtig anzukommen.

Für den Transport ist eine Haftpflichtversicherung empfehlenswert! Schäden, die das Fohlen während der Fahrt verursacht, zahlt der Käufer. Bei Übergabe vom Züchter an den Transporteur geht die Haftung an den Käufer über. Spätestens am Transporttag sollte von daher eine Haftpflichtversicherung bestehen.

Erziehung: Fohlen sind natürlich süß und niemand kann sich zu diesem Zeitpunkt so richtig vorstellen, dass aus ihnen mal Großpferde bis zu 900kg +/- werden. Unsere Erfahrung zeigt, dass man wirklich niemanden damit einen Gefallen tut, wenn die Erziehung in den ersten Jahren schleift.

Auch ein Fohlen sollte gemaßregelt werden, wenn es zB beißt und schlägt, oder einen umrennen möchte.

Bedenkt immer, sie werden größer und wer möchte gerne mit einem 900kg Pferd diskutieren müssen?

Die Devise sollte sein: Was ich später beim Großpferd nicht toleriere, darf auch kein Fohlen/Jungpferd. Martin Rütter würde nun sagen: Sei ein verlässlicher Rudelführer und leite mit Güte und Verstand.

 

 

Kastration/ gemischte Herden: Grundsätzlich empfehlen wir Hengstfohlen von Stuten zu trennen. Auch von Stutfohlen! Denn in der Vergangenheit kam es einige Male vor, dass sowohl Hengstfohlen als auch Stutfohlen frühzeitig geschlechtsreif wurden.

Da waren Hengstigkeiten ab dem 08. Monat oder eine Rosse ab 12 Monate zu beobachten. Wer also keinen Nachwuchs haben möchte (hier versteht es sich als selbstverständlich, dass mit Jungpferden eh nicht gezüchtet werden sollte), trennt die Geschlechter rechtzeitig. Zieht lieber eine frühzeitige Kastration (ab 1 Jahr) oder einen Umzug in einer Hengstherde in Erwägung.